Digitaler Newsroom
Vom Newsroom ins KI- und datengestützte virtuelle Medienhaus im Metaverse
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Hier findest du einige Einblicke aus meiner Masterarbeit 'Digitaler Newsroom: Vom Newsroom ins KI- und datengestützte virtuelle Medienhaus im Metaverse'. Dabei habe ich mir den aktuellen Stand, die Geschichte sowie die Zukunft von Newsrooms näher abgeschaut.
Im Fokus stehen Daten- und KI-Innovationen, Workflows und Strukturen, Produktmanagement oder integrierte Kommunikation. Also alles, das hin zu einem Digitalen Newsroom im virtuellen Medienhaus im Metaverse notwendig ist. Hier bin ich an meinem Arbeitsplatz im Newsroom der WKÖ zu sehen (Digital Media + Communications).
Meine Masterarbeit kommt übrigens aus dem berufsbegleitendem Master-Studiengang 'Digital Business' (FH Technikum Academy Wien, Stand: 2023/24). Und das ist/war mein Betreuer: Peter Zeilinger. Danke Dir für die spannende Zeit und deine tolle Unterstützung, lieber Peter!
Meine Forschung basiert einerseits auf einer breiten, spannenden theoretische Grundlage, auf faszinierenden Gesprächen mit zwölf Kommunikationsexpert:innen in Österreich sowie auf der mehrjährigen Arbeit in und den Mitaufbau von drei Newsrooms.
Beginnen wir mit dem Fundament: Kennst du das Newsroom-Modell? Es ist eine zentrale Steuerungseinheit für die Unternehmenskommunikation, am prominentesten vertreten durch das Modell von Christoph Moss. Es gilt als maßgeblich für moderne, digitale Kommunikation in Unternehmen und differenziert klar zwischen Themen und Kanälen.
Jetzt habe ich mich unter meinen Gesprächspartner:innen umgehört und gefragt, nach welchem Konzept die jeweiligen Newsrooms aufgebaut sind. Ich konnte erfahren, dass 9 von 12 - das sind rund 75 % - der untersuchten Newsrooms in Österreich auf dem Newsroom-Konzept von Christoph Moss basieren.
Die Interviews enthüllten ein klares Bild, wenn es um die Transformation hin zu einem Newsroom geht: Die Umgestaltung traditioneller Kommunikations-Strukturen ist unumgänglich.
Die Veränderung ist getrieben von äußeren Einflüssen und erfordert radikale sowie schnelle Veränderungen hin zu einer agilen Arbeitsorganisation. Flexibilität und Anpassungsfähigkeit sind entscheidend.
Doch zwischen Theorie und Praxis besteht oft eine Lücke. Obwohl das Newsroom-Modell eine solide und innovative Grundlage bietet, funktioniert es in der Praxis nicht immer wie im Lehrbuch beschrieben. Eine individuelle Anpassung an Mitarbeitende, ihr Know-How und an die spezifische Unternehmensgeschichte ist (nicht überraschend) entscheidend.
Chistoph Moss fasst es mit dem Satz ganz gut zusammen: Der Newsroom beginnt im Kopf: Es ist also eine Frage der Haltung.
Das mit dem Mindset sehen meine Studierenden in der Lehrveranstaltung 'Digitaler Newsroom' an der FH ebenso. Übrigens: Hallo aus Wien, Herr Moss!
Apropos Lehrbuch: 'Der Newsroom in der Unternehmenskommunikation' von Christph Moss. Das Buch zeigt Möglichkeiten auf, wie sich Themen in einem Unternehmen steuern lassen, um integrierte Kommunikation zu ermöglichen.
Newsrooms werden in der Praxis unterschiedlich genannt: Für die einen ist es ein Content Center, die UK, das Büro, ein Media- und Campaigning-Center oder manche arbeiten schon in einem 'Medienhaus'.
Das 'Media- und Campaigning-Center' agiert hier wie beschrieben als Newsroom, um mit agiler Arbeitsweise klassische Kommunikationsmuster aufzubrechen.
Newsrooms sind in Österreich noch eine recht junge Disziplin. Sie wurden kurz vor, während und nach der Corona-Pandemie aufgebaut. Das durchschnittliche Alter der befragten jüngeren Newsrooms liegt bei drei bis vier Jahren.
Durchschnittlich arbeiten zwischen 25 und 30 Personen in Newsrooms in der Unternehmenskommunikation. In größeren Medienhäusern sowie in traditionelleren (journalistischen) Medienbetrieben arbeiten zwischen 100 und 400 Personen in Newsrooms.
Die Geschwindigkeit des Newsrooms ist für mich ein relevantes Kriterium um den Kontext zu verstehen. Die Geschwindigkeit messe ich an der Anzahl an täglichen Aktivitäten und den zu bespielenden Kanälen. Soll heißen: Je mehr Aktivitäten und je mehr Kanäle desto höher ist die Geschwindigkeit im jeweiligen Newsroom Ein Kanal ist dabei bspw. Facebook, TikTok, Newsletter, Blog, etc. Eine Aktivität entspricht einem Posting, einer Presseaussendung, einem Mailing, etc.
Während der Coronapandemie passten sich viele Organisationen den Gegebenheiten an und steuerten den Newsroom aus dem Homeoffice: Aus physischen Newsrooms wurden hybride bzw. virtuelle Newsrooms, um erfolgreich weiterarbeiten zu können. Eine absolut notwendige Entwicklung am Weg zum Digitalen Newsroom und zur Arbeit mit Digitalen Tools und Künstlicher Intelligenz.
Die Ergebnisse meiner Forschung zeigen, dass der Großteil der zwölf untersuchten Newsrooms
nur mehr virtuell bzw. hybrid funktionieren können. Die Basis dafür auf organisatorischer
Ebene ist eine entsprechend Homeoffice-Regelung.
Hybrid und virtuell dominieren: 11 von 12 Newsrooms funktionieren im laufenden Betrieb hybrid oder virtuell.
Bereitschaft für virtuelle Umstellung: 9 von 12 Newsrooms könnten derzeit komplett virtuell funktionieren, was ihre organisatorische Anpassungsfähigkeit und technologische Ausstattung unterstreicht.
Reaktion auf Pandemie-Szenarien: Bei einer neuerlichen Pandemie würden 9 von 12 Newsrooms sofort virtuell funktionieren, mit einer durchschnittlichen Bewertung von 7,5 auf einer Skala von 1 (nicht virtuell) bis 10 (vollständig virtuell). Das zeigt, dass die Newsrooms aus der jüngsten Pandemie gelernt haben und bereit sind, bei Bedarf schnell zu reagieren.
Homeoffice als Standard: Jeder Newsroom hat Homeoffice-Regelungen etabliert, wobei die meisten (75 %) 1-2 Tage Homeoffice anbieten und 25 % sogar mehr als 3 Tage. Die Homeoffice-Regelungen in Newsrooms sind im Vergleich zu anderen Abteilungen liberaler.
Die Ergebnisse zeigen, dass alle zwölf untersuchten Newsrooms nur mehr virtuell bzw. hybrid funktionieren können.
Es wird betont, dass ein effizienter Digitaler Newsroom auf einem starken Fundament aus Vertrauen und etablierten Prozessen aufbaut.
Die Mitarbeitenden haben sich an virtuelle Arbeitsmethoden gewöhnt und betrachten sie nun als Standard. Vor der Pandemie war die Möglichkeit eines hybriden Newsrooms schwer vorstellbar, doch die Erfahrung hat gezeigt, dass es funktioniert.
Einige Aussagen in den Interviews deuten darauf hin, dass die Mitarbeiter vor einigen Jahren nicht geglaubt hätten, dass ein hybrider Ansatz effektiv sein könnte, aber die Erfahrung hat ihre Meinung geändert.
Die Homeoffice-Praktiken scheinen flexibler zu sein als in anderen Bereichen des Unternehmens und haben sich nach der Pandemie noch weiter liberalisiert.
Die Pandemie hat langfristige Veränderungen in der Arbeitsweise der Newsrooms bewirkt, was metaphorisch als "das Ende des Newsroom-Tisches" beschrieben wird, was darauf hindeuten könnte, dass traditionelle, physische Treffpunkte und Arbeitsweisen durch virtuelle Alternativen ersetzt wurden.
Digitale Tools sind in Newsrooms ein entscheidendes Kriterium, damit er auch virtuell funktionieren kann. Digitale Tools liefern die Grundlage, damit die täglichen Abläufe bei Themen- und Redaktionsmanagement sowie Contenmanagement funktionieren und stellen - im Vergleich zu anderen Abteilungen - spezielle Anforderungen.
Die Bandbreite, der in den untersuchten Newsrooms zur u.a. Redaktionsplanung eingesetzten Tools reicht dabei von klassischen Excel-Sheets, über Microsoft Office bis hin zu profesionellen und Newsroom-Tools wie dirico & Co. Die Ideallösung gibt es derzeit nicht, zu individuell sind die jeweiligen Newsrooms.
11 von 12 der untersuchten Newsrooms in Österreich verwenden Microsoft Teams zur 'Kommunikation und Zusammenarbeit'.
In der Kommunikation und Zusammenarbeit wird Microsoft Teams mit den gängigen Office-Produkten am häufigsten eingesetzt.
Wenngleich in der Themen- und Redaktionsplanung sowie im Marketing die ideale All-in-One-Lösung - die sogenannte eierlegende Wollmilchsau - gesucht wird, sind professionelle Newsroom-Tools wie Staffbase, Scompler oder Desk-Net noch nicht flächendeckend im Einsatz oder befinden sich in Testphasen.
Künstliche Intelligenz wird im Tool-Setup immer mehr zu einem unverzichtbaren Bestanddteil im Newsroom. Nicht nur als Werkzeug (ChatGPT, Copilot, etc.), sondern als Partner im Contentmanagement und den Arbeitsabläufen.
In der 'Themen- und Redaktionsplanung' - dem wichtigsten Bereich im Newsroom - ist das 'klassische Excel-Management' gegenwärtig.
Fast alle Newsrooms (11 von 12) planen die Anschaffung neuer notwendiger Digitaler Tools in der (kurzfristigen) kommenden Zeit.
Dabei sollen diese Technologien die "Wege verkürzen": Einerseits um die Kommunikation zwischen den Teams zu beschleunigen. Und andererseits zwischen den genutzten Tools, um bspw. Content schneller über viele Kanäle distribuieren zu können.
Eine große Anforderung dabei ist die KI-Unterstützung im Contentmanagement.